Veröffentlichungen

Jukebox

ONE MORE TIME

Die Bar in der Fernsehserie „Mike Hammer“ ist ohne die Wurlitzer Musikbox, über die mindestens einmal in jeder Bar-Szene kurz die Kamera läuft, kaum vorstellbar. Die Jukebox hat in den USA ab den 30er Jahren in kurzer Zeit ihren festen Platz als wesentlicher Bestandteil von zehntausenden von Bars und Diners erobert. Ihren absoluten Höhepunkt erlebte sie in den 40er und 50er Jahren, vorallem als Ablenkung vom Krieg bzw. den Kriegsfolgen. Betrachtet man heute diese antiken Musikautomaten, so „hört“ man unweigerlich die unvergessenen Melodien von Glenn Miller, Chuck Berry oder den Andrew Sisters.

Die GIs brachten nach 1945 die Jukebox mit nach Europa, d.h. vorallem in ihre Army Clubs im besetzten Deutschland. Dies gab den Anstoß dafür, dass sich in den 50er Jahren auch auf dem alten Kontinent eine Jukebox-Kultur und -Industrie etablieren konnte, wenngleich in bescheidenerem Ausmaß. Erst mit dem einsetzenden Wirtschaftswunder war genügend Kaufkraft vorhanden, die eine deutsche Jukebox Produktion ermöglichte. Die 50er Jahre mit ihren Halbstarken (vor der Elvis Presley hämmernden Jukebox) sind mittlerweilen auch für die Jüngeren ein Begriff.

Nach einer fast 30 Jahre währenden Erfolgsstory begann ab Ende der 50er Jahre der Abstieg der Musikboxen; sie verloren ihr spektakuläres Äußeres zusammen mit ihrer Bedeutung. Nach weiteren 30 Jahren erwuchs ihnen erneut die ihnen gebührende Anerkennung; sie mutierten vom Industrieschrott zum gesuchten Sammelobjekte und fanden ihren Weg von den Bars und Kneipen in die Wohnzimmer der Sammler. Jeder Speicher, jeder Keller wurde abgesucht nach guten alten Maschinen, die dann zunächst meist aufwendig restauriert werden mussten. Dieses neue Interesse wird auch durch diverse Publikationen und die Neuauflage des Wurlitzer Modells 1015 von 1946 bestätigt. Unter dem Namen „One more time“ wird diese Reproduktion der erfolgreichsten Wurlitzer seit Ende der 80er Jahre in alter Optik, aber neuester Technik (mit Singles oder CDs) produziert.

Befasst man sich mit der Historie dieser Musikmaschinen, so sollte man sie unter dem Überbegriff Automaten betrachten. Früh erkannten – meist geschäftstüchtige – Tüftler die Faszination von mechanisch ausgeführten Bewegungsabläufen. Bereits 120 v. Chr. baute Heron von Alexandria einen ersten Warenautomaten als „Weihwasserspender“, der nach dem Einwurf einer Münze eine definierte Menge Weih-wasser abgab.

Im 18. Jahrhundert beeindruckte der Wiener Hofrat Wolfgang von Kempelen seine Zeitgenossen mit einem – allerdings getürktem – Schachautomaten, der seine menschlichen Gegner immer bezwang. Der Betrug kam erst ans Licht, als der Lilliputaner und ausgezeichnete Schachspieler Schlumberger die Wahrheit offenbarte. Dieser saß nämlich in der Maschine, überblickte das Spielfeld mit Hilfe einer raffinierten Spiegelanordnung und bewegte den künstlichen Türken.

Gegen Ende des letzten Jahrhunderts baute Ludwig Stollwerk erfolgreich Warenautomaten zum Verkauf seiner Süßigkeiten.

Von diesen mehr oder weniger einfachen mechanischen Automaten zur Musik reproduzierenden Jukebox mit Münzbetrieb war allerdings noch ein weiter Weg. Diverse technische Erfindungen waren erforderlich, die glücklicherweise in kurzer Abfolge von Bastlern und Forschern erbracht wurden und ineinandergriffen.

Die grundlegende Voraussetzung war die Verfügbarkeit eines Tonabspielverfahrens und eines geeigneten Mediums als Tonträger, der einmal mit einem Musikstück bespielt dieses beliebig oft wiedergibt. Weiter bedurfte es der Mechanik zur Plattenauswahl, der Technik zum Münzeinwurf mit Münzprüfung, eines elektrischen Motors zum Antrieb der Mechanik und einer elektronischen Verstärkung zur Erhöhung der akustischen Attraktivität. Die technischen Fortschritte sind durch Merkmale wie die Anzahl der verfügbaren Titel, die maximale Lautstärke und den Klang (z.B. Tieftöner, Hochtöner, Stereotechnik) dokumentiert.

Die wesentlichen Meilensteine der technischen Entwicklung waren:

1877 entwickelte Thomas Alva Edison, der Erfinder der Glühbirne, den Zinnfolien-Phonographen, womit erstmals ein Tonträger mit entsprechendem Abspielverfahren zur Verfügung stand. Edison sah anfangs allerdings als Anwendungsbereich seiner Erfindung die Entwicklung eines Diktiergeräts und nicht eines Münzmusikautomaten. Dieses lukrative Geschäft wurde zunächst von anderen gemacht.

1887 erhielt Emil Berliner sein Patent für das 1. Grammophon (anfangs noch Sprechmaschine genannt) und beeinflusste bis ins 20. Jahrhundert dessen Weiterentwicklung.

1889 präsentierte Louis Glass den ersten Musikautomaten mit Münzeinwurf im Palais Royale Saloon in San Francisco. Da es noch keine Lautsprecher gab, besaß der Automat vier Hörschläuche mit separaten Münzeinwurf.

1906 wurde von der John Gabel Company der 1. Münzplattenspieler gebaut, der die von Emil Berliner 1897 entwickelte Schallplatte benutzte.

1927 erhielten die Jukeboxes elektronische Verstärker in Form der vor allem für die Radioübertragung entwickelten Elektronenröhren. Dieser Technologiesprung verhalf den Jukeboxes endgültig zu ihrem Erfolg, da sie nun auch bei der Lautstärke mit ihren direkten Konkurrenten, den Jazzbands, mithalten konnten. Gegen Ende der Zwanziger Jahre wurden Jukeboxes von Firmen wie Gabel, Mills Novelty Company, Holcombe & Hoke, der Automatic Musical Instrument Company (AMI) und Seeburg gebaut.

1933 begann die Firma Wurlitzer mit ihrer Jukebox Produktion. Heute steht dieser berühmte Name als Synonym für Jukebox.

1935 folgte die Firma Rock-Ola als letzter der vier Giganten (AMI, Seeburg, Wurlitzer), die letzendlich das Geschäft die folgenden Jahrzehnte dominieren sollten.

Die Prohibition in den USA ab dem Jahr 1920 war ein wichtiger gesellschaftlicher Einflussfaktor, der die Entwicklung und Verbreitung der Jukeboxes förderte. Das Alkoholverbot wurde gegen die vom Jazz (vergleiche heute Techno) aufgeputsche Szene der beginnenden „wilden“ Zwanziger verhängt. Weiße Amerikaner auf der Suche nach illegalem Alkohol trafen sich in schummrigen Kneipen („Speakeasies“), in denen Jukeboxes für Unterhaltung und Tanzmöglichkeit sorgten. Schwarze Amerikaner, denen der Zutritt zu den Lokalen der Weißen verwehrt wurde und die die Musik ihrer im „weißen“ Rundfunk boykottierten Idole wie z.B. Louis Armstrong hören wollten, waren ebenfalls auf die Jukeboxes angewiesen. Den schwarzen Amerikanern soll die Jukebox auch ihren Namen verdanken. Denn als wahrscheinlichster Ursprung des Wortes „Juke“ wird angenommen, dass es von dem aus dem Afrikanischen abgeleiteten Wort to jook = tanzen stammt.

„It’s a Wurlitzer“

Wurlitzer ist die Marke, die heute zurecht als erste im Zusammenhang mit Jukeboxes genannt wird. Die Beschäftigung der Familie Wurlitzer mit Musikinstrumenten reicht zurück bis ins Jahr 1659. In Sachsen stellte Nickolas Wurlitzer, ebenso wie ihm nachfolgend Sohn und Enkel, Lauten her. 1853 übersiedelte ein Nachfahre, Franz Rudolph Wurlitzer, ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten und begann, nach verschiedenen anderen Versuchen, 1856 mit dem Import von Musikinstrumenten aus seiner Heimat. Nachdem dies erfolgreich angelaufen war, produzierte er selbst, unterstützt von seinem jüngeren Bruder Anton, ab 1880 Klaviere. Da er die bereits beschriebenen technischen Neuerungen seiner Zeit aufmerksam verfolgte, interessierte er sich schon bald auch für Musikautomaten mit Münzeinwurf. Zunächst vertrieb er diese nur für verschiedene Hersteller. 1908 kaufte er eine Orgelfabrik und wurde mit seiner „Mighty Wurlitzer“ Orgel bedeutendster Ausrüster für Stummfilmkinos. Mit diesem Instrument wurde sein Name berühmt, fortan stand Wurlitzer gleichbedeutend für Orgel. Als 1914 Rudolph Wurlitzer starb, übernahmen seine drei Söhne die Geschäfte. Das Ende der 20er Jahre bedeutete auch das Ende der Stummfilm-Ära und zugleich der „Mighty Wurlitzer“. Da auch der Absatz von Pianos rückläufig war, musste ein neues profitables Produkt gefunden werden. Dieses sollten die Jukeboxes werden, die man mit Hilfe von Homer E. Capehart, einem genialen Vertriebsmanager fand. Bei seinem ersten Kontakt mit Farny Wurlitzer, dem jüngsten der drei Söhne von Rudolph Wurlitzer, wollte er diesem zunächst Plattenspieler verkaufen. Farny interessierte sich jedoch mehr für automatische Phonographen, da er bereits vom Erfolg der Jukeboxes gehört hatte. Capehart ergriff sofort diese Chance und unterstützte Wurlitzer beim Bau seiner ersten Jukebox im Jahre 1933, die als Versuchsobjekt noch nicht das Firmenlogo trug. Capehart wurde hochdotierter Mitarbeiter bei Wurlitzer und übernahm die Organisation von Produktion und Vertrieb. Für den großen Erfolg der Wurlitzer Maschinen war noch ein zweiter Mann verantwortlich, der das Erscheinungsbild weg vom klassischen Orgelbau zu einer eigenen charakteristischen Gestaltung prägte. Der junge, innovative „industrial designer“ Paul Fuller konzipierte von 1934 bis 1948 die wohl berühmtesten Wurlitzer Modelle, u.a. auch das legendäre Modell 1015 von 1946 bzw. als seine letzte Jukebox das Modell 1100, genannt Bombernase. Wie sein Kollege Nils Miller bei der Konkurrenz Seeburg nutze er die neuen gestalterischen Möglichkeiten, die ihm das von innen beleuchtete Plastik, als neuer Werkstoff der Industrie, bot. So entstanden farbenfrohe, chrombeschlagene „Möbel“ mit teilweise üppigsten Ornamenten im Art Déco Stil, die auch im „Ruhezustand“ die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zogen und so den Einwurf einer Münze provozierten.

1941 wurden bei dem Wurlitzer Modell 850 („peacock“ = Pfau) zudem erstmals dynamische Lichteffekte eingesetzt. In der Mitte der Box befanden sich unterhalb der Titelträger und Wahltasten die beiden Pfauen auf dunkelblauem Hintergrund. Sie waren lichtdurchlässig und von hinten beleuchtet. Zusätzlich bewegte ein Kettenantrieb polarisierte Gläser, die fortwährend die Farben der Pfauen veränderten. Diese Technik ist einzigartig, dynamische Lichteffekte wurden später meist durch rotierende , von innen beleuchtete Zylinder mit verschiedenfarbigen Segmenten erzeugt.

Die Betonung des Aussehens, das mindestens gleichbedeutend mit der akustischen Qualität war, bestimmte auch die Lebensdauer der Maschinen. So kam es, dass noch gut funktionierende Modelle nur der optischen Erscheinung wegen gegen ihre Nachfolgemodelle – ganz im Sinne der Hersteller – nahezu jährlich ausgetauscht wurden. Meist unterschieden sich die „Neuen“ nur in wenigen Details, denn man sollte sie zwar als neu erkennen, aber zugleich auch sofort dem Hersteller zuordnen können. Erreicht wurde dies, indem man die Form im wesentlichen übernahm, aber die Lichteffekte und die farbigen Plastikteile variierte.

Aus der Vertriebsphilosophie bei Wurlitzer erwuchs noch eine weitere Spezialität ihrer Produktion, die nur noch von Rock-Ola 1939 und 1940 mit 2 Modellen nachgeahmt wurde. Die Vertriebsleute bei Wurlitzer waren angewiesen worden jeden möglichen Ort für die Installation einer Jukebox aufzuspüren. Da teilweise die räumlichen Gegebenheiten in den Bars einer Jukebox nicht genügend Platz boten, entstanden bei Wurlitzer die sogenannten „counter(top) models“. Das erste kam 1937 unter der Bezeichnung „model 51“ auf den Markt. Obwohl sie weniger „selections“ (Wahlmöglichkeiten) aufwiesen, waren sie wegen ihrer geringen Ausmaße für kleinere Bars oder Geschäfte beliebt. Sie passten nahezu auf jeden Tresen. Zwischen 1939 und 1942 verkaufte Wurlitzer ca. 16000 dieser Maschinen.

Der Kriegseintritt der USA im Jahr 1941 und die Umstellung auf kriegswichtige Produkte bewirkte eine Rationierung der Rohstoffe, wovon besonders Metall und Plastik betroffen waren. Zunächst wurden teilweise Bauteile aus Metall durch Holz ersetzt. Im Frühjahr 1942 musste die Produktion neuer Boxen bei Wurlitzer eingestellt werden. Um weiterhin mit zumindest optischen Neuigkeiten auf sich aufmerksam zu machen, entwarf Paul Fuller das Modell „Victory“, allerdings als leeres „universelles“ Kabinett ohne Mechanismus. Dieser wurde aus älteren Maschinen ausgebaut. Circa 18000 dieser Gehäuse wurden zwischen 1942 und 1945 gebaut.

Nach dem Kriegsende nahm man voller Enthusiasmus die Herstellung neuer Jukeboxes für das Ablenkung suchende Publikum wieder auf. 1946 gelang Paul Fuller mit dem „model 1015“ die meistverkaufte Jukebox aller Zeiten. Zum optischen Anreiz war dieses Modell mit drehenden Farbzylindern ausgestattet und wurde als Besonderheit zusätzlich von „bubble tubes“ in den beleuchteten Seitenteilen eingerahmt. In diesen Glasröhren stiegen ununterbrochen Gasblasen auf. 1948 beendete Paul Fuller sein Werk mit dem „model 1100“ („Bombernase“), die allerdings auf dem schon rückläufig tendierenden Markt nicht mehr so gut ankam.

Rock-Ola

1926 gründete der in Kanada geborene David C. Rockola, der mit 23 Jahren in die USA eingewandert war, als letzter der „big four“ seine „Rock-Ola Scale Company“. Zunächst beschäftigte er sich mit der Herstellung von Waagen mit Münzeinwurf und Pinball-Maschinen. Wegen deren schlechtem Image stieg er Mitte der 30er Jahre ins Jukebox Business ein. Gestalterisch am originellsten war die „Spectravox“ aus dem Jahr 1941, wenngleich sie keine Jukebox im eigentlichen Sinne war. Sie war lediglich eine freistehende Wahleinheit mit Lautsprecher, die entweder an eine Rock-Ola Jukebox „model 1801“ oder ein „hideaway model 1802“ (= Jukebox ohne Münzmechanismus, unter dem Tresen aufgestellt) angeschlossen wurde. Die Besonderheit der „Spectravox“ war ihr nach oben abstrahlender Lautsprecher, der in einer – einem Art Déco Deckenfluter ähnelnden – Schale in einer Höhe von circa 180cm auf dem quaderförmigen Gehäuse untergebracht war. Dadurch sollten die Räume gleichmäßig beschallt werden.

Seeburg

Seeburg baute verglichen mit Wurlitzer sehr puristisch aussehende, eckige Jukeboxes. Man legte mehr Wert auf solide Ingenieurleistung (besonders besseres Abspiel und einfache Reparatur), da die hauptsächliche Produktion nicht Jukeboxes, sondern elektronische Geräte und Warenautomaten waren. Technisch bemerkenswert ist das Seeburg „music system“, basierend auf sogenannten „wall-boxes“ (Fernbedienungen). Das Verkaufsargument beruhte auf der Überlegung, dass man dem Gast noch mehr „nickels“ entlocken kann, wenn er an seinem Platz, ohne sein Gespräch oder Essen unterbrechen zu müssen, einen Titel wählen kann. Die ersten „wall-boxes“ wurden noch mittels „multi-wire“ Technik mit der Jukebox verbunden. Sensationell war die Umstellung auf ein Wahlverfahren mittels elektrischer Impulse, die über die bereits in jedem Lokal vorhandene elektrische Installation (sprich: Steckdosen) übertragen wurden. Damit erreichte man ohne zusätzliche Installationskosten nahezu jeden Tisch. Obwohl auch Wurlitzer und Rock-Ola 1940 „wall-boxes“ bauten, blieb die „wall-box“ zusammen mit dem kompletten Musiksystem Markenzeichen von Seeburg und wurde festes Merkmal der Diners.

Als erster Hersteller realisierte Seeburg 1938 mit der „Symphonola“ die „glühende“ Musikbox. Nils Miller entwarf eine Jukebox mit lichtdurchlässigen Plastikpaneelen, die mit Glühbirnen geringer Leistung von innen beleuchtet wurden. Die Konkurrenz – Wurlitzer und Rock-Ola – folgte im selben Jahr mit entsprechenden Modellen.

AMI – Automatic Musical Instrument Company

AMI ging 1925 aus der Fusion zweier Firmen hervor. Das beleuchtete Plastik ermöglichte den Übergang vom alten Holzkabinett, das ursprünglich vom Instrumentenbau übernommen und für die Jukeboxes abgewandelt worden war, zum spektakulären Jukebox-Design. Entgegen diesem allgemeinen Trend gelang AMI 1939 mit ihren „Singing Towers“ eine Besonderheit. Anstelle von Plastik erhielten diese dicke Pressglasscheiben, die von innen mit farbigen Glühlampen beleuchtet wurden und der Wolkenkratzerarchitektur ähnelten. Die Musik wurde in alle vier Richtungen abgestrahlt.

Nach dem Krieg beeindruckte AMI nochmals mit dem „model A“ („Mother of plastic“). Dieses lichtgeflutete Plastikmonster mit üppigen „jewels“ als Verzierung bot als technische Innovation die Möglichkeit des beidseitigen Abspiels von 20 Schellackplatten.

45rpm ersetzt 78rpm – Nachkriegsjahre und Fifties

Nach dem Krieg wurden nur noch wenige Jahre Jukeboxen im Stil der Vorkriegsmodelle mit teils monströsen beleuchteten Plastikpaneelen gebaut. Rock’n’Roll ersetzte den Jazz, die Jukebox musste sich optisch wandeln. Ab 1948 verdrängte die neue Single Schallplatte, die mit 45 rpm (oder UpM = Umdrehungen pro Minute) abgespielt wurde, die größeren Schellackplatten, die mit 78rpm liefen. Dies veränderte auch die Technik (statt nur 20 Schellacks einseitig abspielen zu können, erreichte man z.B. 1957 bei dem „model 2100“ von Wurlitzer 200 Wahlmöglichkeiten) und das Erscheinungsbild der Jukebox. Die hohen Rechteckformate wurden durch breitere, niedrigere Formen abgelöst, die Boxen erhielten mehr verchromtes Metall und Glas anstelle von furniertem Holz und buntem Plastik. Teilweise orientierte man sich am Design der Automobile, und baute die Heckflossen samt den Rücklichtern von Cadillacs in die Lautsprecherverkleidungen mit ein (Seeburg „model 161“). Als letztes erwähnenswertes Design sei die AMI „Continental“ von 1960 genannt. Diese wurde vom beginnenden Raumfahrtzeitalter inspiriert. Eine halbkugelförmige Glasschale schützte den Abspielmechanismus, wobei sich hinter dieser die Titelträger in einem Kreissegment befanden.

Literatur:

J. Krivine: „Jukebox Saturday Night“, New English Library, London, 1977.

Christopher Pearce: „Vintage Jukeboxes“, Chartwell Books, Secaucus, New Jersey 07094