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Buchtipp: Gestalterin der Moderne – Charlotte Perriand

Charlotte Perriand IV

Die Französin Charlotte Perriand (1903-1999) gilt als eine der wichtigsten Protagonistinnen der Moderne, ihre Arbeit bewegt sich zwischen den Bereichen Kunst, Fotografie, Architektur und Design und verbindet diese zugleich. Trotz ihrer innigen Verbundenheit mit der Natur, ist sie fasziniert von den technischen Errungenschaften der aufziehenden Moderne. Sie lässt sich für ihre kühlen Möbelentwürfe gerne von den Welten des Automobils oder des Kinos inspirieren. Gleichzeitig sieht sie die sozialen Folgen der anonymen Massenproduktions-Gesellschaft und engagiert sich politisch im linken Spektrum. Ihre Bedeutung und ihr spezielles Formgefühl wird oftmals unterschätzt, wird sie doch häufig wegen ihrer ersten zehn Berufsjahre beim legendären Le Corbusiers nur als dessen Mitarbeiterin wahrgenommen. Die vier Bände zählende Monographie über Charlotte Perriand soll dem entgegen wirken und sie einem breiten Publikum bekannt machen.

Der aktuell erschienene abschließende vierte Band behandelt die letzten drei Jahrzehnte dieser un­gewöhnlich langen kreativen Karriere. Im Zentrum stehen hier die alpinen Bettenburgen des Skige­biets Les Arcs in den französischen Alpen. Ab den 1960er Jahren entstand dort ein gigantischer Win­ter­sportort bestehend aus Arc 1600 (dt.: Bogen 1600), Arc 1800, Aerc 2000 und Arc 1500, die zu­sammen Les Arcs (dt.: die Bögen) bilden. Charlotte Perriand war die zentrale Figur bei der Projekt­entwicklung. Die Entwürfe vieler Gebäude in den Ortsteilen Arc 1600 (abgeleitet von der mittleren Höhe  1600 m über N.N.) und Arc 1800 stammen von der Vorreiterin der bioklimatischen Architektur. Dank Perriand, die sich schon 1938 mit ihrem ‚Refuge Tonnau‘, einer Fluchthütte aus Aluminium und Holz für Bergwanderer, mit alpinem Bauen aus vorgefertigten Teilen auseinander-setzte, sind die riesigen Baukörper so gut es ging schonend in die sensible Hochgebirgsschaft eingebettet. Jedes der Gebäude ist von ihr mit einem einzigartigen Einfallsreichtum in die Hänge integriert und bietet den Bewohnern Ruhezonen sowie den Blick auf die spektakulären Landschaften der Alpengipfel. Einem ganzheitlichen Ansatz folgend zeichnete sie auch für die Gestaltung der Innenräume und deren Aus­stattung bis hin zu Besteck und Porzellan verantwortlich. Das Projekt Les Arcs stellt wegen seiner schieren Größe den Höhepunkt von Perriands Forschung zum alpinen Wohnen mit und nicht gegen die Natur dar.

Daneben präsentiert das Buch diverse einzelne Projekte wie Wohn- und Kunsträume zwischen Paris und Tokio, bei denen sie sich mit einer spezifischen modernen, kultivierten Lebensweise auseinander setzt.

Das Buch dokumentiert die kreative Kraft und Vision dieser engagierten Frau in den für das Zusam­menleben existentiell wichtigen Bereichen Architektur und Design über sieben Jahrzehnte.

Jacques Barsac, der Autor und Schwiegersohn Charlotte Perriands, hat sich bereits mit Dokumentarfilme über Charlotte Perriand, Le Corbusier und Jean Cocteau einen Namen gemacht. Seit 2001 konzentriert er sich auf Perriands Werk, aktuell ist er auch einer der Ausstellungskuratoren von „Le Monde nouveau de Charlotte Perriand“ in der Fondation Louis Vuitton, Paris (bis 24.02.2020).

Michelle Perrot ist eine französische Historikerin und emeritierte Professorin der Universität Paris VII (Université Paris Diderot).

ISBN 978-3-85881-778-5
Jacques Barsac (mit einem Vorwort von Michelle Perrot):  Charlotte Perriand. Complete Works. Volume 4: 1968-1999
Text Englisch
Gebunden
528 Seiten, 446 fabige and 204 sw Abbildungen
23 x 30.5 cm
CHF 120.00 | EUR 120.00