Style Deco Blog

X-D-E-P-O-T

Pinakothek der Moderne –

Ein neuer Raum für Die Neue Sammlung.

Abbildung: X-D-E-P-O-T. Objekte für Kinder, Gebogenes Holz und Karbon. Foto: Patrizia Hamm. © VG Bild-Kunst, Bonn 2021

GEÖFFNET AB: 10.09.2021
Die Neue Sammlung, das Designmuseum in der Pinakothek der Moderne, eröffnet mit dem
X-D-E-P-O-T einen neuen vielseitig nutzbaren Raum.

Dieser 600 Quadratmeter große Raum existiert bereits im zweiten Untergeschoss im Westflügel der Pinakothek der Moderne mit direkter Anbindung an die Ausstellungsräume der Neuen Sammlung. Der ursprünglich als Schaudepot vorgesehene Raum konnte entgegen seiner ursprünglichen Planung nicht mit der Pinakothek der Moderne eröffnet werden und wurde in der Vergangenheit als Museumsdepot genutzt.

Das öffentlich zugängliche X-D-E-P-O-T bietet viele neue Möglichkeiten. Die Neue Sammlung zeigt in größerem Maßstab ihren Bestand und präsentiert ihn damit noch umfänglicher – und dies auf eine sehr spezifische und originäre Weise. Wie Bildsequenzen werden Objekte in Konstellationen gebracht, die verschiedene Themen visualisieren. Dabei handelt es sich um Material-, Form- und Farbzusammenhänge genauso wie um Designkategorien, Zeitstile oder aktuelle Diskurse. Die Besucher:innen erhalten sowohl Einblicke in die Sammlungsgeschichte des ältesten Designmuseums der Welt als auch in die inhaltlichen Fragestellungen des modernen und zeitgenössischen Designs.

Darüber hinaus tritt Die Neue Sammlung mit dem X-D-E-P-O-T in die aktuellen Debatten über die Gestalt von (Design-)Museen ein. Denn Museen, und insbesondere Designmuseen, werden nicht mehr als Institutionen verstanden, die lediglich statisch ihre Bestände als ein endgültiges Resultat vorstellen. Es geht aktuell vielmehr um die Schaffung von Architekturen, die eine verschiedene Semantik in Bezug auf Raum, Zeit und Narration ermöglichen. Im X-D-E-P-O-T erzählen die aus- und vorgestellten Dinge eine andere Geschichte, von ihrer Vielfalt, von der Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen, vom Prozess einer Idee und ihrer Realisierung.

Das X-D-E-P-O-T der Neuen Sammlung bildet zusammen mit ihrem Sammlungsbereich und ihren temporären Ausstellungen eine neue visionäre Trias, die das Verständnis von Museumsinstitution, Sammlung und Ausstellung sowie Betrachtung, Vermittlung und Einbindung der Besucher:innen neu definiert.

Architektur von Kuehn Malvezzi
Von den Sammlungsräumen her kommend, betreten die Besucher:innen über einen kurzen Verbindungsflur das neu eingerichtete X-D-E-P-O-T. 15 schwarze Industrieregale in Raumhöhe sind an drei Wänden entlang gestellt. Die Regalanlage wird ergänzt durch fünf vertikale Gitterwände zur senkrechten Anbringung von Ausstellungsobjekten. Vor der vierten freien Wand stehen im Abstand zwei weitere Regale in gleicher Höhe, die durch vier Boden-Plattformen miteinander verbunden sind.
Die Besucher:innen gelangen über die Eingangstreppe auf das um drei Meter tiefer liegende Niveau des Raumes oder sie betreten eine neu entwickelte mit Stahlblech verkleidete Stegkonstruktion, die zu einem Aufzug führt, der die barrierefreie Erschließung des Raumes gewährleistet. Hier beginnt ebenfalls der ringförmige Umgang entlang der oberen Regalreihen. Durch diese zweite Ebene gelingt es, sehr viele Objekte aus einem günstigen Blickwinkel und geringer Distanz betrachten zu können, und es ergeben sich zahlreiche neu Blickbeziehungen auf die verschiedenen Regalebenen.
Ebenfalls vom Stegumgang ist über eine Stahltreppe die untere Raumebene erreichbar. So entscheiden die Besucher:innen frei, auf welchem Weg sie sich durch das X-D-E-P-O-T bewegen.

Mit den Möglichkeiten von Reihung und Gruppierung einer großen Bandbreite vieler Objekte sowie der Licht- und Wegeführung gelingt es der Architektur, eine von der übrigen Sammlungspräsentation klar unterscheidbare Ausstellungsform zu realisieren. Hierdurch wird den Besucher:innen ein deutlich anderer, neuer Zugang zur Sammlung ermöglicht.

Kuratorisches Konzept:
In einer Art räumlicher Matrix werden die Ausstellungsobjekte nach inhaltlichen und ästhetisch-formalen Kriterien geordnet und der Regalanlage eingeschrieben. So können unterschiedliche Beziehungen der Objekte in der Horizontalen und in der Vertikalen hergestellt werden. In den obersten Böden der Regale sind ausschließlich Stühle und Sitze oder Leuchten angeordnet. Diese omnipräsenten Designthemen bilden hier jeweils durchlaufende Horizontalen, in ihrer spezifischen Auswahl aber geben sie die jeweiligen vertikal angeordneten Regalthemen vor. Inhaltliche und formale Bezüge von Objekten stellen sich immer wieder auch regalübergreifend ein. So entsteht gleichsam ein Gewebe von Motiven, deren Zusammenhänge auch assoziativ erfahrbar sind.

Das X-D-E-P-O-T widmet sich insgesamt rund 30 Designthemen mit rund 600 Objekten. Viele der im
X-D-E-P-O-T präsentierten Objekte und Inhalte sind bislang noch nicht vorgestellt worden.
Hierzu zählen Objekte aus den Sammlungsgebieten Werkzeuge, Verpackungen, Gaming oder Sekundärarchitektur, Materialstudien zu Karbon, Flechtwerk, Metall oder Industriekeramik, Objektbeispiele zu den Farben Rot und Grün, aktuelle Themen wie Medical Design, Nachhaltigkeit oder Schutz.

Im X-D-E-P-O-T existieren keine Chronologie, keine geographischen Grenzen und keine Hierarchie. Objekte unterschiedlicher Zeiten, verschiedener Herkünfte und ohne traditionellen Kanon werden gemeinsam präsentiert, um neue Sichtweisen zu ermöglichen. Es geht um Phänomene, qualitätvolle Gestaltung und gute Ideen.

Das X-D-E-P-O-T ist auch als multifunktionaler Raum geplant, sobald die durch Corona bedingten Schutzmaßnahmen wieder gelockert oder aufgehoben werden.
Stühle und Sitze von Designer:innen laden zum Entspannen und Ausprobieren ein. In Kooperation mit Designer:innen, Startups sowie Grund-, Förder-, Fach- und Hochschulen werden regelmäßig Projekte und Workshops entwickelt. Neue digitale sowie barrierefreie Tools sollen über Text, Bild, Film und Sound erweiterte Erlebnisse ermöglichen. Das X-D- E-P-O-T als ein Raum der Erfahrung und des Austauschs stellt sich den zeitgenössischen Herausforderungen von Diskurs, Interaktion sowie Inklusion. Das X-D-E-P-O-T definiert sich als sinnlicher Ort des Aufenthaltes.

Faktor X
Der Name des Raumes X-D-E-P-O-T erinnert noch an den ursprünglich mit „Schaudepot“ bezeichneten Ort. Während ein Schaudepot im ursprünglichen Sinne einen Depotraum eines Museums für die Öffentlichkeit zugänglich macht, will das X-D-E-P-O-T ein multipler Ort sein.

Das X als Faktor X kann vielfältig mit Wörtern belegt werden und mit dem Wort „Depot“ ein Kompositum bilden. Das X steht hier aber auch als Abkürzung für Begriffe, die mit dem englischen Präfix „ex“ beginnen und den Raum mit verschiedenen Funktionen verbinden: X-plore, X-change, X-perience, X-pose, X-plain,
X-tend, X-hibit, X-periment, X-amine, X-press, X-ercise, X-pand und viele X mehr. X-D-E-P-O-T als neuer Begriff enthält all diese Bedeutungen in seiner Potentialität.

X-D-E-P-O-T DIGITAL
Ab dem 10. September ist das X-D-E-P-O-T auch digital erfahrbar mit einer App, die alle ausgestellte Objekte umfasst, einem 360° Video, Kurzfilmen der Kurator:innen, einem Interview mit dem Architekten Wilfried Kuehn, Online-Führungen, einem Instagram Filter sowie einem digitalen Soundboard. So ist das
X-D-E-P-O-T auch orts- und zeitunabhängig erlebbar.

X-D-E-P-O-T
Architekten: Kuehn Malvezzi
Idee und Konzept: Angelika Nollert, Josef Straßer
Kurator:innen: Caroline Fuchs, Petra Hölscher, Angelika Nollert, Rosa Carole Rodeck, Josef Straßer

Raum: rd. 600 qm (H 7,30 m / B 19,70 m / L 30,50 m)
Regallänge: rd. 260 laufende Meter
Exponate: rd. 600 Objekte von rd. 350 Designer:innen